Ruedi Nuetzi, gleich zu Beginn des Projekts WISATA haben Sie für die Insel Flores ein Branding entwickelt. Ist das auch Entwicklungszusammenarbeit? 

Im Fall der Insel Flores war das Branding sogar sehr wichtig, vor allem auch gegen innen. Die Insel wird von verschiedenen ethnischen Gruppen bewohnt, die Florinesen sahen sich nicht als Einheit. Der Branding-Prozess war die Grundlage dafür, dass sie sich, wenigstens was den Tourismus anbelangt, als eine gemeinsame Destination wahrnehmen. Das war die Grundlage für die Entwicklung einer Destinationsmanagement-Organisation (DMO), die heute sehr aktiv ist. 

In welchen Bereichen konnte WISATA Akzente setzen?

Wir haben für Kleinbetriebe und ihre Mitarbeiter Toolkits und Kurzkurse entwickelt, anhand derer sie die Qualität ihrer Dienstleistungen prüfen und verbessern konnten. Später haben wir gemerkt, dass einzelne Fachleute aus der Hotellerie, Berufsschulen und der lokalen Regierung ihr Wissen gerne weitergeben würden. Wir haben sie dabei unterstützt, sich zu lokalen Ressourcen-Netzwerken zusammenzuschliessen. Sie stehen den Tourismusunternehmen nun für Trainings für Berufe wie Rezeptionist, Kellner, Koch oder Tourguide zur Verfügung. Diese Kurzkurse geben sie nebenbei zu ihrer eigentlichen Tätigkeit. Dadurch entstehen keine Fixkosten.

Wie konnten die lokale Bevölkerung und die lokale Regierung von den Aktivitäten von WISATA profitieren?

Wir haben intensiv mit den verschiedenen Gemeinschaften gearbeitet, sie darin gefördert, sich zu organisieren, Regeln festzulegen, welche touristischen Dienstleistungen sie anbieten wollen und vor allem auch, wie die Einnahmen verteilt werden. Dieser Ansatz des Community Coachings über einen längeren Zeitraum hinweg war in Indonesien einzigartig. Die Lokalregierung unterstützten wir in ihren Plänen für die Tourismusentwicklung. Unser Augenmerk galt insbesondere der Berücksichtigung von ökologischen und nachhaltigen Aspekten. Mit der Lokalregierung haben wir eine Roadmap für die Verbessrung des Abfallmanagements erarbeitet. Zudem sind verschiedene Privatinitiativen entstanden, zum Beispiel eine Frauengruppe, die aus Abfall grossartige Produkte herstellt. 

2014 startete die zweite Phase des Projekts. Zu Flores kamen drei weitere Destinationen hinzu: Toraja, Wakatobi, und Tanjung Puting. Liessen sich die Erfahrungen von Flores auf die anderen Destinationen übertragen?

Die Schwerpunkte passten sich den jeweiligen Bedingungen vor Ort an. In drei von vier Destinationen gibt es nun eine Organisation, die der Idee einer DMO entsprechen, auch wenn sie alle unterschiedlich organisiert sind. In allen vier Destinationen konnten wir lokale Ressourcen-Netzwerke aufbauen.

In der zweiten Phase wurde das Projekt WISATA um die Komponente Berufsbildung ergänzt. Was hat sie beinhaltet?

Die Berufsschulen in den Destinationen hatten kaum Beziehungen zur Hotellerie und Gastronomie. Den Lehrpersonen fehlte oft der Bezug zur Praxis. Für uns Anlass dazu, ein Programm zu starten, das für mich immer noch eines der Highlights des Projekts ist: das Teacher Internship Programme. Die Lehrer absolvierten während der Sommerferien ein einmonatiges Praktikum in einem Betrieb auf Bali. Einige haben dadurch das erste Mal einen Betrieb von innen gesehen. Die Rückmeldungen von Lehrern, Schulen und aus der Industrie waren sehr positiv. Die Idee wird nun auch auf nationaler Ebene aufgenommen.

Die Zentralregierung führt ein Programm, das als "10 new Balis"-Strategie bekannt ist. Was heisst das genau?

Die Zielvorgabe der Regierung lautet, die internationalen Besucherinnen und Besucher von 2015 bis 2019 von 9 Mio. auf 20 Mio. zu erhöhen. Das ist mehr als eine Verdoppelung, im Vergleich mit den Nachbarländern Malaysia und Thailand aber immer noch eher wenig. Weil der Zeitrahmen sehr kurz ist, konzentriert man sich nur auf zehn Destinationen und will diese ganzheitlich fördern. Das heisst aber auch, dass der Druck auf diese einzelnen Destinationen hoch ist – geradezu extrem im Fall von Wakatobi. Dort kamen im Jahr 2015 16’000 Besucherinnen und Besucher. Das Ziel für 2019 sind 500’000. Das ist natürlich absolut unrealistisch. Die Krux dieser grossen Programme ist, dass sie mehr Zeit brauchen als sie eigentlich zur Verfügung haben. 

Wo liegen die Herausforderungen dieser "10 new Balis"-Strategie, wo die Chancen?

In den zehn Destinationen gibt es viele Projekte, angefangen mit dem Ausbau der Flughäfen, damit die Flugverbindungen besser werden. Das ist gut. In Labuan Bajo wird zum Beispiel ein ganzer Bereich des Piers zu einer modernen Marina umgebaut. Solche Investitionen verändern den Charakter der Destinationen natürlich extrem, und lösen noch keine Umweltprobleme. Investitionen können aber für die Destinationen auch ein Vorteil sein, gerade wenn es um Grundversorgung geht wie Wasser und Elektrizität. Auf einigen Inseln Wakatobis gibt es zum Beispiel noch keine ausreichende und kontinuierliche Stromversorgung. Schulen können deshalb z.B. keine Computer einsetzen. Dank des nationalen Programms wird sich das ändern. Eine Gefahr ist die hohe Geschwindigkeit, die für diese Entwicklungen vorgesehen sind. Die Bevölkerung braucht Zeit, die Veränderungen zu verdauen. Parallel zu den ehrgeizigen Zielen hat die Regierung aber auch Kriterien für nachhaltige Tourismusdestinationen definiert. Das lässt hoffen, dass man es nicht überreizt.

Swisscontact setzt nun ein weiteres Projekt in der Tourismusentwicklung in Indonesien für das SECO um. Inwiefern hängt es mit WISATA zusammen?

Das neue Programm ist kleiner und konzentriert sich auf die Schnittmenge an Destinationen der "10 new Bali"-Strategie und den Destinationen aus WISATA, d.h. Flores und Wakatobi. Ein Bereich wird von der Weltbank umgesetzt, ein anderer von Swisscontact. Wir werden vor allem wieder mit der lokalen Bevölkerung arbeiten. Wir können auf unserem Netzwerk aufbauen.

Was ist Ihre persönliche Prognose für den Tourismussektor in Indonesien?

Wir dürfen eine spannende Zeit begleiten. Entwicklung bringt auch Veränderung. Wenn die "10 new Bali"-Strategie der Zentralregierung einigermassen moderat umgesetzt wird, hoffe ich, die Bevölkerung kann davon profitieren. Etwas Sorgen mache ich mir um Labuan Bajo auf der Insel Flores. Der Ort wächst sehr schnell. Es darf nicht vergessen werden, dass die Destinationsentwicklung lokal umgesetzt werden muss. Schliesslich gehört die Destination den Leuten vor Ort.    

Wie konnten die lokale Bevölkerung und die lokale Regierung von den Aktivitäten von WISATA profitieren?

Wir haben intensiv mit den verschiedenen Gemeinschaften gearbeitet, sie darin gefördert, sich zu organisieren, Regeln festzulegen, welche touristischen Dienstleistungen sie anbieten wollen und vor allem auch, wie die Einnahmen verteilt werden. Dieser Ansatz des Community Coachings über einen längeren Zeitraum hinweg war in Indonesien einzigartig. Die Lokalregierung unterstützten wir in ihren Plänen für die Tourismusentwicklung. Unser Augenmerk galt insbesondere der Berücksichtigung von ökologischen und nachhaltigen Aspekten. Mit der Lokalregierung haben wir eine Roadmap für die Verbessrung des Abfallmanagements erarbeitet. Zudem sind verschiedene Privatinitiativen entstanden, zum Beispiel eine Frauengruppe, die aus Abfall grossartige Produkte herstellt. 

2014 startete die zweite Phase des Projekts. Zu Flores kamen drei weitere Destinationen hinzu: Toraja, Wakatobi, und Tanjung Puting. Liessen sich die Erfahrungen von Flores auf die anderen Destinationen übertragen?

Die Schwerpunkte passten sich den jeweiligen Bedingungen vor Ort an. In drei von vier Destinationen gibt es nun eine Organisation, die der Idee einer DMO entsprechen, auch wenn sie alle unterschiedlich organisiert sind. In allen vier Destinationen konnten wir lokale Ressourcen-Netzwerke aufbauen.

In der zweiten Phase wurde das Projekt WISATA um die Komponente Berufsbildung ergänzt. Was hat sie beinhaltet?

Die Berufsschulen in den Destinationen hatten kaum Beziehungen zur Hotellerie und Gastronomie. Den Lehrpersonen fehlte oft der Bezug zur Praxis. Für uns Anlass dazu, ein Programm zu starten, das für mich immer noch eines der Highlights des Projekts ist: das Teacher Internship Programme. Die Lehrer absolvierten während der Sommerferien ein einmonatiges Praktikum in einem Betrieb auf Bali. Einige haben dadurch das erste Mal einen Betrieb von innen gesehen. Die Rückmeldungen von Lehrern, Schulen und aus der Industrie waren sehr positiv. Die Idee wird nun auch auf nationaler Ebene aufgenommen.

Die Zentralregierung führt ein Programm, das als "10 new Balis"-Strategie bekannt ist. Was heisst das genau?

Die Zielvorgabe der Regierung lautet, die internationalen Besucherinnen und Besucher von 2015 bis 2019 von 9 Mio. auf 20 Mio. zu erhöhen. Das ist mehr als eine Verdoppelung, im Vergleich mit den Nachbarländern Malaysia und Thailand aber immer noch eher wenig. Weil der Zeitrahmen sehr kurz ist, konzentriert man sich nur auf zehn Destinationen und will diese ganzheitlich fördern. Das heisst aber auch, dass der Druck auf diese einzelnen Destinationen hoch ist – geradezu extrem im Fall von Wakatobi. Dort kamen im Jahr 2015 16’000 Besucherinnen und Besucher. Das Ziel für 2019 sind 500’000. Das ist natürlich absolut unrealistisch. Die Krux dieser grossen Programme ist, dass sie mehr Zeit brauchen als sie eigentlich zur Verfügung haben. 

Wo liegen die Herausforderungen dieser "10 new Balis"-Strategie, wo die Chancen?

In den zehn Destinationen gibt es viele Projekte, angefangen mit dem Ausbau der Flughäfen, damit die Flugverbindungen besser werden. Das ist gut. In Labuan Bajo wird zum Beispiel ein ganzer Bereich des Piers zu einer modernen Marina umgebaut. Solche Investitionen verändern den Charakter der Destinationen natürlich extrem, und lösen noch keine Umweltprobleme. Investitionen können aber für die Destinationen auch ein Vorteil sein, gerade wenn es um Grundversorgung geht wie Wasser und Elektrizität. Auf einigen Inseln Wakatobis gibt es zum Beispiel noch keine ausreichende und kontinuierliche Stromversorgung. Schulen können deshalb z.B. keine Computer einsetzen. Dank des nationalen Programms wird sich das ändern. Eine Gefahr ist die hohe Geschwindigkeit, die für diese Entwicklungen vorgesehen sind. Die Bevölkerung braucht Zeit, die Veränderungen zu verdauen. Parallel zu den ehrgeizigen Zielen hat die Regierung aber auch Kriterien für nachhaltige Tourismusdestinationen definiert. Das lässt hoffen, dass man es nicht überreizt.

Swisscontact setzt nun ein weiteres Projekt in der Tourismusentwicklung in Indonesien für das SECO um. Inwiefern hängt es mit WISATA zusammen?

Das neue Programm ist kleiner und konzentriert sich auf die Schnittmenge an Destinationen der "10 new Bali"-Strategie und den Destinationen aus WISATA, d.h. Flores und Wakatobi. Ein Bereich wird von der Weltbank umgesetzt, ein anderer von Swisscontact. Wir werden vor allem wieder mit der lokalen Bevölkerung arbeiten. Wir können auf unserem Netzwerk aufbauen.

Was ist Ihre persönliche Prognose für den Tourismussektor in Indonesien?

Wir dürfen eine spannende Zeit begleiten. Entwicklung bringt auch Veränderung. Wenn die "10 new Bali"-Strategie der Zentralregierung einigermassen moderat umgesetzt wird, hoffe ich, die Bevölkerung kann davon profitieren. Etwas Sorgen mache ich mir um Labuan Bajo auf der Insel Flores. Der Ort wächst sehr schnell. Es darf nicht vergessen werden, dass die Destinationsentwicklung lokal umgesetzt werden muss. Schliesslich gehört die Destination den Leuten vor Ort.