„Reisemotive wie „Land und Leute kennenlernen“ oder „Neues ausprobieren“ und „sich überraschen lassen“ werden immer seltener“, heisst es auf Wikipedia. Wir bezweifeln das und haben darum 8 Ideen aufgelistet für alle, die die Lebens- und Hochkultur, die Werthaltung und Traditionen im Reiseland interessieren (bei unserer G.L.Ü.C.K.-Formel findest du noch mehr). Die Vorschläge tragen übrigens auch dazu bei, die Lebensweise und den Lebensunterhalt der Menschen vor Ort zu sichern.

Fragen, fragen, fragen

Frage die Locals, also die Gastgeberin in der Unterkunft, die Mitarbeiterin im Tourismusbüro, den Verkäufer im Bekleidungsgeschäft und die Bedienung im Restaurant: Welche Regeln sollte man unbedingt beachten (Kleiderordnung, Trinkgeld, Besuch religiöser und anderer Veranstaltungen); was sind ihre Geheimtipps? Wo trifft man sich? Welche Ausflüge würden sie selbst unternehmen? Alternativ kannst du auch über die Plattformen ShowAround oder FreeWalking eine lokale Stadtführung buchen. Diese Plattformen verbinden dich mit interessierten Locals, die dir gerne ihre Heimatstadt mit all ihren Geheimtipps und Lieblingsplätzen zeigen.

Lebe und speise bei den Locals

Wenn du bei der Lokalbevölkerung übernachtest – zum Beispiel über Fairbnb oder Socialbnb – kommst du mit den Menschen ins Gespräch und erhältst einen echten Einblick in ihren Alltag. Im besten Fall kannst du mit deiner Gastfamilie kochen und essen, vielleicht die Sprache lernen und dich austauschen. Sei bei der Wahl des Restaurants experimentierfreudig. Es gibt fast überall internationale Fast-Food-Ketten oder Restaurants mit italienischer und asiatischer Küche. Aber du lernst dein Gastland erst richtig kennen, wenn du dich auf die traditionellen Speisen und Getränke einlässt. Auch wenn sie auf den ersten Blick fremd und ungewohnt erscheinen, lohnt es sich, sie auszuprobieren.

Nachhaltig essen.© unsplash

Besuche einen Kurs

Wenn du einen Kurs besuchst, lernst du nicht nur den Kursstoff, sondern auch mindestens einen Local kennen und unterstützt ihn finanziell. Und es macht sich zu Hause gut, wenn du die Originalgnocchi aus dem Kochkurs servierst, ein paar Brocken der Sprache zum Besten gibst oder von traditionellem Handwerk erzählst. Wenn dir ein Kurs zu viel ist, kannst du auch einen Ort besuchen, an dem etwas Lokales hergestellt wird. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch in einer lokalen Kunstgalerie oder einer Töpferwerkstatt?

Besuche Kirchen, Tempel, Friedhöfe

Nichts sagt mehr über die Kultur eines Landes aus als deren Religion. Wie wäre es also auf deiner nächsten Reise einen Tempel, eine Kirche, eine Synagoge oder eine Moschee zu besuchen? Glücklicherweise sind Touristen, selbst wenn sie einer anderen Religion angehören, in den meisten Ländern religiösen Orten willkommen. Teilweise wird es dir sogar gestattet, an Zeremonien teilzunehmen.
Ganz gleich, ob du einen farbenfrohen Hindu-Tempel besuchst, ein katholisches Kloster in Süddeutschland erkundest, eine orthodoxe Kirche in Israel besichtigst oder eine Moschee in der Türkei betrittst: Vergiss nicht die Wichtigkeit, Verhaltensregeln und Kleiderordnungen zu respektieren und einzuhalten. Zeige deine Achtung vor den heiligen Stätten und den Gläubigen vor Ort.

Besuche lokale Anlässe und Feste

Ob Ausstellung des Modelleisenbahnvereins, Mariaprozession oder Arbeiter*innen-Fest – wenn du am kulturellen und sozialen Alltag, an Festen und Feiern der Einheimischen teilnimmst, erlebst du ihre Lebensweise live. Es lohnt sich auch, lokale Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen und Festivals zu besuchen. Damit zeigst du einerseits Interesse und damit Wertschätzung, andererseits unterstützt du die Gemeinschaft auch finanziell (falls du noch einen grosszügigen Betrag ins Kässeli steckst).

Kultur und Religion© Josef Thaler

Foklore? Heikel!

So interessant und fotogen der Besuch traditioneller Anlässe ist, so heikel ist er auch. Wollen die Locals den Alpabzug nicht lieber für sich durchziehen – ohne Kamera und ohne überinteressierte Tourist*innen? Frag sie am besten selbst (und scheue ihre Antwort nicht).  Heikler ist der Besuch von Folkloreveranstaltungen: Hier verwischt oftmals die Grenze zwischen existenzsicherndem Einkommen und Stolz auf die eigene Tradition einerseits und Folklore-Porn andererseits. Wenn du die Werbung des Folkloreanbieters studierst, merkst du am ehesten, worum es geht.

Werde Fan

In vielen Ländern und Regionen ist Sport schlichtweg das Thema. Wenn du bei einem Spiel mitfieberst oder wenn du weisst, dass das lokale Team 2018 in das Viertelfinale des Europacups kam, schiesst du bei vielen Leuten ein Elfmetergoal.

Lese die lokalen Nachrichten

In lokalen Zeitungen findest du nicht nur die neuesten Nachrichten, die dir als Gesprächsstoff dienen können, sondern du erfährst gleichzeitig, ob es Flohmärkte oder öffentliche Veranstaltungen gibt, bei denen du dich unter die Einheimischen mischen kannst. Tageszeitungen und Zeitschriften liegen oft in Hotels und Cafés aus und sind eine gute Möglichkeit, tiefer in die Kultur deines Gastlandes einzutauchen.
Wenn du die Sprache deines Ziellandes nicht verstehst, kannst du die Nachrichten im Internet auch auf Deutsch lesen oder die Seite mit Google Translate oder Deepl übersetzen lassen.

Und was bringt das?

Dir

Wenn du dich vor und auf deiner Reise mit Hoch-, Alltags- und traditioneller Kultur der Region beschäftigst, hast du nach deinen Ferien neben spannenden Geschichten und tollen Bildern vielleicht auch eine Handvoll neuer Bekanntschaften im Gepäck.

Der Lokalbevölkerung

Du unterstützt den Lebensunterhalt und die Lebensweise der Locals. Dabei stärkst du sie in ihrer Identität. Das ist gerade in strukturschwächeren Gegenden wichtig.

Dem Planeten

Das machst du für dich und die Menschen, denen du auf deinen Reisen begegnest. Der Umwelt bringt das nichts – aber, wie vermuten, die Erde freut sich trotzdem.