Ab Oktober 1999, dem Start der nächsten Tourismussaison, dürfen die Hotels und Ferienanlagen im westafrikanischen Staat Gambia keine „All-Inclusive“-Arrangements mehr anbieten. Sie sollen ihr Angebot auf Zimmer mit Frühstück oder Halbpension umstellen. Die Wirtschaft Gambias profitiere zu wenig von den „All-Inclusive“-Tours, begründet die Regierung ihren im Mai 1999 gefällten Entscheid. Die BesucherInnen sollen mit dem Volk den Austausch pflegen, meint Manga Sanyang vom gambischen Tourismusministerium. Wenn die TouristInnen nur im Hotel blieben, weil sie ihr Essen, Trinken und ihre Unterhaltung im Voraus bezahlt hätten, so hätten die lokalen Restaurants, Bars und Taxiunternehmen, aber auch das Kunsthandwerk und der Souvenirhandel klar das Nachsehen. Die ungewöhnliche Massnahme stösst auf wenig Gegenliebe bei den Hoteliers. Insbesondere Verantwortliche der internationalen Hotelkette Sandals, die 15 „All-Inclusive“-Ferienanlagen in der Karibik betreibt, beklagen sich, die Regierung hätte keine Ahnung vom
Tourismusgeschäft. Die Gäste würden ja auch Ausflüge unternehmen, die Hotels kauften Produkte vom lokalen Markt, und letztlich vergesse die Regierung, dass der Gast König sei. Weniger problematisch sehen es lokale Reisebüros, deren Kundschaft ohnehin „Bed & Breakfast“-Arrangements vorzieht, die ihr eine viel flexiblere Gestaltung der Ferientage ermöglichen. Der Tourismus in Gambia, der sich aus der Schweiz immer regeren Zuspruchs erfreut, hat sich wieder erholt vom Rückschlag, den er wegen politischer Instabilität Mitte der neunziger Jahre erlitt. Die kommende Saison wird zeigen, ob die Regierungsmassnahme in der Tourismusbranche und bei den Reisenden Verständnis findet und damit effektiv zu einer gerechteren Verteilung der Einkommen aus dem Tourismus beitragen kann./plus
Quellen: Travel News 29.5.1999; Gespräch mit Adama Bah, dem Leiter von The Gambia Tourism Concern, vom 8.6.99