Al Purwa, der Vorsitzende der Bali-Zweiges der Verbands indonesischer Reiseveranstalter und Reisebüros, hat die Verwaltung der indonesischen Provinz Bali aufgefordert, Entwicklungsprojekte in direkter Nachbarschaft oder im Umfeld von Reisfeldern strenger zu kontrollieren. Dies sei dringend nötig, um die natürliche Schönheit des Gebietes, das sich in den letzten Jahrzehnten zu einer erstklassigen Tourismusdestination verwandelt hat, zu gewährleisten.

"Ferienreisenden besuchen solche Gegenden wegen der schönen Aussicht. Lasst nicht zu, dass unkontrollierte Bauerei diese verschandelt", mahnte Al Purwa. Als Beispiel nannte er die Souvenir- und Essstände, die neben den schönsten Reisterrassen wie Pilze aus dem Boden schössen. Sie würden das Panorama der Anbaufelder, das die TouristInnen lockt, ruinieren. Purwa liess indes kein Wort verlauten über die Grossinvestoren, die mit dem Bau von Villen, Wohnanlagen, Hotelgrossbauten und Golfplätzen die Umwelt der Insel zerstören.

Mit Spiegeln gegen Schaulustige
Al Purwa forderte die Regierung auf, besonders auf die sogenannten "Subak"-Landwirtschaftsgebiete Acht zu geben. Subak ist ein traditionelles balinesisches Anbau- und Bewässerungssystem. Kürzlich nahm die UN Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur UNESCO dieses System auf die Liste des Kulturellen Erbes – eine lang erwartete Anerkennung der Insel mit ihren sozialen und kulturellen Strukturen, die auf den agrarischen Bräuchen und Werthaltungen gründet. "Daher ist es unabdingbar, dort die Entwicklungen zu kontrollieren", erklärte Al Purwa.

Seit Jahren fragen die balinesischen Bauernfamilien, insbesondere jene, die in der Nähe von Tourismusresorts leben, was ihnen der Tourismus effektiv bringen soll. Ausländische Ferienreisende besuchen regelmässig die Reisfelder, Hotels werben mit der Aussicht auf die ursprünglichen Reisfelder – doch für die Bauernfamilien erhalten dafür, wenn überhaupt etwas, ein Trinkgeld. An einigen Orten haben die BäuerInnen die Sache selber an die Hand genommen und auf den Reisfeldern Spiegel oder polierte Metallflächen so aufgestellt, dass sie die Sonne reflektieren und damit verhindern, dass die Gäste der nahegelegenen Hotels das Panorama geniessen können.

Der Tourismus trocknet die Reisfelder aus
Al Purwa ermahnte die Lokalregierung auch, genügend Wasser für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Wegen der vielen Villen- und Wohnanlagenprojekte litten Teile der Subak-Gebiete unter Trockenheit.
Gede Gunung Putra, der Vorsitzende der Subak-Gruppe der Dörfer Gunung Sari, Jatiluwih und Tabanan, bestätigte das Wasserproblem. Es sei einerseits auf die rückläufige Wasserzufuhr und anderseits auf defekte Bewässerungsrinnen zurückzuführen.
Putra schlug vor, die BäuerInnen mit Steuererleichterungen zu unterstützen, denn sie würden für den Lebensmittelbedarf der balinesischen Bevölkerung sorgen und den Tourismus fördern, wie die Ankunft der vielen Ferienreisenden im Jatiluwih Subak-Gebiet beweise. Viele BäuerInnen seien aber gezwungen, ihre Reisfelder an Tourismus-Investoren  zu verkaufen, weil sie mit der Landwirtschaft kein Lebenseinkommen mehr erwirtschaften könnten. Denn kaum seien die Villen da, schössen die Bodenpreise in die Höhe – und damit auch die Pachtzinsen der Bauern. Werde eine Villa in unmittelbarer Nähe eines Reisfelds gebaut, müsse die Bauernfamilie danach einen ähnlich hohen Pachtzins zahlen wie der Villenbesitzer.

Steuervergünstigungen für Bäuerinnen und Bauern?
Vor ein paar Jahren versuchte die Provinzregierung Balis die Bauern von den Steuern zu befreien, aber die Zentralregierung verwarf den Vorschlag. Jetzt erwägt die Provinzverwaltung, die Subak-Landwirtschaftsgebiete mit Steueranreizen zu fördern und eine Verordnung über den Schutz der Subak-Gebiete zu erlassen. Der Gouverneur von Bali, Pade Mangku Pastika, erklärte, die Steuerbefreiung ziele auch darauf ab, die Umwandlung  von Agrar- zu Bauland zu bremsen und sei als Entschädigung dafür zu verstehen, dass die Subak-Gebiete zu einer Touristenattraktion geworden seien. "Tourismus in den Subak-Gebieten soll auch den Bauern zugutekommen", ist der Gouverneur überzeugt, denn es wäre nicht fair, wenn die Bauern die Subak-Gebiete erhalten müssten, ohne für den Gewinn im Tourismus entschädigt zu werden.

Quelle: Jakarta Post 21.06.2012, aus: South East Asia Tourism Monitor, May-June2012. Bild des Brautpärchens vor den Reisterrassen: Greg Nunn http://gwnunn.com/blog/page/2/; www.GWNunn.com;