Das Schlupfloch für Reisebüros, die sich bisher vor einer Absicherungslösung gedrückt haben, wird geschlossen. Zurzeit können sich Reisebüros theoretisch noch davor drücken, sich einer Garantielösung, die um 20’000 bis 50’000 Franken Bankgarantie erfordert, anzuschliessen. Sie argumentieren dabei, nur Einzelleistungen zu verkaufen und somit nicht unters Pauschalreisegesetz zu fallen. De facto wären sie heute aber schon dazu gezwungen angesichts der Vielzahl Dossiers, die auf Micro-Touroperating basieren – man nehme einen Flug und buche ein Hotel dazu.
Bei der Eingabe der Motion im Jahr 2014 ging FDP-Nationalrätin Christa Markwalder davon aus, dass sich ein Viertel der Schweizer Reisebüros vor einer Garantielösung drücken. Diese Zahl scheint hochgegriffen, was den addierten Umsatz dieser Büros betrifft. Zählt man die einzelnen Reisebüros, darunter auch kleinste Ein-Mann-oder-Frau-Betriebe dazu, dürfte ein Viertel hinkommen, was auch letztjährige Erhebungen belegen.
Für rund 400 kleine Reisebüros oder Betriebe wie Tauchshops, die Reiseleistungen verkaufen, dürfte es ab Mitte 2018 sehr eng werden. Bis dahin dürfte das Gesetz wohl stehen und in Anwendung kommen.
Die Frage bleibt: was passiert mit Reisebüros, die vom Schweizerischen Garantiefonds, der Swiss Travel Security oder weiteren Versicherern nicht aufgenommen werden? Wer ab nächstem Jahr ohne Versicherung eine Reise verkauft, dürfte dann voraussichtlich mit einem fünfstelligen Betrag gebüsst werden. Noch müssen die Details des neuen Gesetzes und der Sanktionen erst ausgearbeitet werden – von Bussen um 500 Franken dürften sich Schlaumeier, die sich um eine Versicherungslösung drücken, wohl aber nicht beeindrucken lassen.
Die Zeiten, mit Laptop, Telefon und Bleistift in der Küche zu sitzen und Reiseleistungen zu verkaufen, sind vorbei. Die Hausfrau, die nebenbei noch einen Sprachschul-Aufenthalt im Freundeskreis verkauft oder der ehemalige Reisebürolist, der weiterhin seinen Vereinskollegen Flugtickets nach Asien vermittelt, werden ihre Nebenbeschäftigung einstellen müssen. Das ist gut so, gut für das Renommee der Reisebranche.
Gegner der Motion Markwalder monieren, dass nun die Hürde, um einen Betrieb zu eröffnen, mit der Ausweitung des Pauschalreisegesetztes auf Reisebüros weiter anwachsen wird. Es sei heute schon nicht einfach Nachwuchs zu finden und mit einer erhöhten Hürde werde die Reisebranche für Jungunternehmer noch unattraktiver. Doch Hand aufs Herz: wer die 30’000 oder 50’000 Franken nicht aufbringt, um sich regulär zu versichern, hat als Vermittler von wertvollen Reiseleistungen auch nichts verloren. In jeder anderen Branche wären die Investitionen in einen Unternehmensstart ungleich höher. Die Zeiten von Bleistift und Telefon sind in der Reisebranche vorbei.