Herr Eckert, Ihr Unternehmen wurde im März 2016 an der ITB in Berlin mit dem myclimate Award als "Vorreiter klimabewusstes Reisemanagement" ausgezeichnet. Wie erklären Sie, dass diese Bezeichnung gerechtfertigt ist? 

Wir engagieren uns stark im Bereich der Klimakompensation der Reiseleistungen, die wir vermitteln – insbesondere bei den Flügen – und sind vom Modell der Kompensation überzeugt. Dank verschiedener Initiativen konnten wir die Anzahl Klimakompensationen im Jahre 2015 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Wir sprechen unsere Kundinnen und Kunden proaktiv an und zeigen konkret auf, in welche konkreten Projekte die Beiträge fliessen.

Neben der Zusammenarbeit mit myclimate, die i.ü. auch selbstverständlich die Kompensation aller Geschäftsflüge der Dreamtime Mitarbeitenden umfasst, engagieren Sie sich noch in vielen anderen Bereichen und Netzwerken für nachhaltigen Tourismus. Geben Sie uns doch eine kurze Übersicht!

Neben den ökologischen Aspekten berücksichtigen wir bei unserer Arbeit auch die sozialen und gesellschaftspolitischen Auswirkungen des Tourismus in unseren Zielgebieten. Ganz konkret bieten wir Fairtrade Reisen an und wählen unserer Leistungserbringer in den Zielgebieten sorgfältig aus. Es ist uns zum Beispiel wichtig, dass wir Unterkünfte berücksichtigen, welche ihre Mitarbeitenden anständig bezahlen, weiterbilden und sozial absichern. 
Dreamtime ist ein Tourcert-zertifiziertes Unternehmen, d.h. wir überprüfen unsere Geschäftstätigkeit regelmässig und verpflichten uns, die Nachhaltigkeitsleistungen kontinuierlich zu verbessern. In Zusammenarbeit mit "The Code" engagieren wir uns gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern in unseren Zielgebieten. 
Unter dem Strich geht es darum, die positiven Aspekte unserer täglichen Arbeit zu verstärken und die negativen zu reduzieren.  

Was ist die Erfolgsgründe für Dreamtime? Wie behaupten Sie sich gegenüber Ihren Mitbewerbern? 

Wir setzen auf eine klare Strategie und verfolgen diese seit Jahren konsequent. Im Zentrum unserer Strategie steht die glaubwürdige Spezialisierung auf bestimmte Destinationen und die Fokussierung auf Nischenprodukte innerhalb unserer Zielgebiete. Wir arbeiten nicht als Reisevermittler sondern als Reiseveranstalter und können so unser Produkt stark beeinflussen. Unsere klare Strategie in Kombination mit einem engagierten Team, einer hohen Innovationskraft und der nötigen Portion Begeisterung hilft uns, im umkämpften Reisemarkt erfolgreich zu sein. 

"Das klassische Reisebürogeschäft stirbt" – was entgegnen Sie einer solchen Aussage? 

Ich unterschreibe diese Aussage im Grundsatz. Auch wenn der Tourismus global wächst und auch immer mehr Schweizerinnen und Schweizer reisen, ist die Situation für klassische Reisebüros schwierig. Die reine Vermittlung von Reisen reicht nicht mehr aus, um genügend Kundinnen und Kunden anzusprechen. Eine rosige Zukunft sehe ich zum einen für hochspezialisierte Veranstalter wie Dreamtime und zum andern für die grossen, global agierenden Massenplayer. 

Fernreisen verursachen CO2-Emissionen. Warum haben Fernreisen aber auch für klimabewusste Menschen einen nicht ausser Acht zu lassenden Wert? 

Fernreisen haben sehr viele positive und auch wichtige Aspekte. Reisen erweitert den Horizont und hilft, andere Kulturen besser zu verstehen. Viele Menschen erholen sich nicht nur auf Reisen, sondern erhalten auch neue Impulse und andere Blickwinkel. Nicht zu unterschätzen ist auch der soziale Effekt einer Reise. Der Tourismus ist weltweit ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor und viele Menschen haben nur dank den internationalen Besuchern einen Erwerb. 
Wichtig ist aus unserer Sicht, eine vernünftige Ratio zwischen Flugdistanz und Reisedauer zu finden und die Reise sorgfältig zu planen – von Shopping-Weekends in Kapstadt oder zwei Wochen Australien halten wir nichts.