Rezension und Empfehlung von Literatur glObal, Arbeitsgruppe Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika - EvB

(Aus dem Englischen von Thomas Brückner.)
Hammer Verlag, Wuppertal 2006
151 S:;  Fr 29,90;  € 15,90
ISBN 3-7795-0051-5

Das Lachen schwarzer, afrikanischer Menschen ist legendär. Ihr Lachen macht Unerträgliches erträglich, es ist voller Lebensfreude, manchmal spöttisch oder auch schadenfroh. Auch Meja Mwangi lacht: Er lacht über gewisse Zustände im Land, über das Imponiergehabe der Männer, ihre Einfalt, über die Schlitzohrigkeit des Zauberheilers, die Bemühungen des weissen Priesters und die heimliche Macht der Frauen.
Happy Valley liegt abgelegen im Busch, umgeben vom Land der Nomaden, dem Anderland, wie die Talbewohner sagen. Nairobi ist weit entfernt. Im Tal herrschen der Clan und Chief Jona Tomei.  Toma Tomei, Sohn des Chiefs, sollte sein Nachfolger  werden. Allerdings gilt nur ein Mann mit einem Sohn als  richtiger Mann und ist berechtigt, den Sessel des Chiefs zu erben. Das ist das Gesetz des Clans. Aber Toma hat nur neun Töchter – bis zu dieser Nacht. Da schenkt ihm seine Frau Grace endlich den ersehnten Sohn. Freude und Erleichterung weichen schnell einem Schock. Fassungslos steht Toma im Buschkrankenhaus und starrt auf das Neugeborene. Soll das sein Kind sein? Es sieht so anders aus als er, ist es verhext? Was wird der Clan zu diesem Kind sagen?
Im Buschkrankenhaus will niemand seine Verzweiflung verstehen. Hier regieren die Frauen. Mit scheinheiligen Blicken und spöttischem Gelächter reagieren sie auf seine Fragen. Er ist verunsichert. Und seine Frau Grace? Sie liebt ihr Baby und findet es wunderschön. Bald gehen Gerüchte um: Das Kind habe zwei Köpfe, könne schon lesen und vieles mehr. Während Grace bestimmt und freundlich ihr Baby den Neugierigen präsentiert, geht Toma möglichst jedem aus dem Weg und schleift verbissen seine Machete. Dann tritt Chief Jona, Tomas Vater, mit Ratsherren und Gefolge auf, um das Baby zu begutachten. Es wird genauestens untersucht. Die Form und Anzahl der Finger, Beine, Zehen stimmen, auch das Geschlecht. Aber diese Augen! Als Chief-Nachkomme kann es nicht akzeptiert werden. Bis zur kommenden Regenzeit hat Toma Zeit, die Situation zu ändern. Niedergedrückt sucht er Muti, den Zauberheiler, auf.  Für Muti ist diese Angelegenheit ein einträgliches Geschäft, denn er spielt ein doppeltes Spiel. Auch Old Noah kommt zu ihm und bezahlt gut. Noah ist Tomas Rivale. Schon lange wartet er begierig auf die Chance, Chief zu werden. Muti aber könnte dadurch unbedingte Macht erlangen. Die Lage ist verwickelt, spitzt sich dramatisch zu und endet schliesslich mit einem – vorerst noch heimlichen – Triumph der Frauen.
Meja Mwangi, 1948 in Kenia geboren, erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen und ist auf dem deutschsprachigen Literaturmarkt präsent und bekannt.  Er schreibt temporeich und spannend und greift in seinem Werk immer wieder brisante Themen auf. „Happy Valley“ ist ein hinreissend vergnügliches Buch. Mit hintergründigem Humor weist der Autor auf Missstände hin, spöttelt über die Männer und bewundert die Überlegenheit der Frauen. Eine lesenswerte, amüsante Sommerlektüre!

Elke Müller

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